Auf Jungfernfahrt mit der Sky Princess – Testbericht über das neueste Kreuzfahrtschiff von Princess Cruises
Mitte Oktober, Triest, Italien: Da liegt sie nun, die Schöne. Elegante Form, in edlem Weiß gehalten und mit dem markant-blauen stilisierten Meerjungfrau-Logo am Bug. Kein Zweifel, die Sky Princess ist zurecht das neue Flaggschiff der Princess Cruises-Flotte.
Ausgelegt für 3.660 Passagiere (um die sich 1.346 Crew-Mitglieder kümmern) unterscheidet sich der 330 Meter lange, 66 Meter breite und bis zu 38,4 Meter hohe Neubau äußerlich zunächst nur wenig von seinen mittlerweile drei Schwesterschiffen. Es ist eine Weiterentwicklung der Designplattform, auf der auch die früheren Schiffe der Royal-Klasse (Royal, Regal und Majestic Princess) fußen.
Erster Medallion Class Schiffsneubau
Gleichwohl hebt sich das neue Kreuzfahrtschiff in einem Punkt elementar von seinen Vorgängerinnen ab. So wurde mit der Sky Princes erstmalig ein Cruiser bereits beim Bau speziell als Princess Medallion Class-Schiff ausgelegt und komplett vernetzt.
Der interaktive Service ermöglicht den Passagieren elektronischen Zugriff auf eine Vielzahl personalisierter Dienstleistungen und sorgt für eine verbesserte Interaktion sowohl zwischen den Gästen an Bord als auch zur Crew. Aber hierzu später mehr.
Kommen wir stattdessen zurück zu Triest, wo die Sky Princess auf ihre ersten Gäste wartet. Festgemacht hat das First-Class-Schiff an der Molo dei Bersaglieri, direkt am Rande der Altstadt, nur knapp 1.000 Meter vom Zentralbahnhof und einen Steinwurf von der Piazza Unita d’Italia entfernt. Man „entert“ das schwimmende Hotel quasi inmitten der City. Das hat Charme.
Neues Kreuzfahrtschiff voller Tester
Auch wenn wir die ersten Gäste an Bord sein werden, ist dies nicht die eigentliche Jungfernfahrt, die an diesem 16. Oktober ansteht. „Shakedown Cruise“ nennt man in der Branche diesen Testlauf für ein neues Kreuzfahrtschiff, bei dem Reederei- und Werftvertreter sowie eine Vielzahl an Mitarbeitern von Reiseveranstaltern und Reisebüros das Schiff testen. Die Aufgabe: das neue Produkt kennenlernen (um es besser verkaufen zu können), etwaige Schwächen aufdecken und so zur Optimierung des Kreuzfahrterlebnisses künftiger Kunden beitragen.
In diesem Fall geht es von Triest aus über Kotor (Montenegro) nach Athen. Dreieinhalb Tage (vier Nächte) an Bord. Zeit genug, ein so großes Schiff ausgiebig zu testen? Wir werden sehen.
Die Einschiffung geht schon einmal zügig vonstatten, da wir im Vorfeld über den Cruise Personalizer bereits alle notwendigen Daten online eingegeben sowie die Medallion Class App aufs Smartphone geladen haben. Noch schnell ein Sicherheitsfoto gemacht, das personalisierte Ocean Medallion entgegengenommen und ab geht’s Richtung Gangway. Es piept und leuchtet grün, als wir das Gadget anschließend an die elektronische Zugangskontrolle halten. Und schon ist es soweit: Wir sind auf dem Schiff.
Türöffner in der Hosentasche
Und alsbald im wunderschönen Atrium, das sich über drei Decks erstreckt und sehr beeindruckend daherkommt. Klar, es gibt höhere, protzigere. Doch verlieren diese häufig mit jedem Meter an Atmosphäre. Hier passt es. Man fühlt sich nicht verloren und erkennt das erfolgreiche Bemühen der Architekten, dem Schiff trotz seiner Größe überschaubare Räume zu geben.
Nach diesem ersten optischen Erlebnis geht es weiter in Richtung Kabine. R 707 auf Deck 14 ist schnell gefunden. Unsere Namen leuchten uns auf dem kleinen elektronischen Bildschirm im Türrahmen bereits entgegen. Dann die erste Überraschung: Dank des Ocean Medallions in der Hosentasche entriegelt die Kabinentür automatisch. Willkommen!
Der erste Eindruck ist äußerst positiv. Die Balkonkabine ist schön hell, die Farbgestaltung in einem angenehmen, beigen Farbmix gehalten. Da kennt man deutlich grelleres. Das erste Probeliegen auf dem Boxspring-Bett sorgt für Wohlgefallen, ebenso wie der Blick in den begehbaren Kleiderschrank. Die 40 (in Worten vierzig!) Holzbügel (z.T. mit Hosenklammern) sollten auch bei längeren Kreuzfahrten für knitterfreie Bekleidung sorgen.
Wohn-Highlight Sky Suiten
Dem Smartphone ist während der Anreise die Luft, sorry, der Strom ausgegangen. Der Stecker des Ladekabels passt ohne Adapter in die Steckdose (eines amerikanischen Schiffs). Geht doch. Wer per USB „auftanken“ möchte, findet an beiden Nachttischlampen einen entsprechenden Zugang. Praktisch.
Kommen wir zum Bad. Das ist wie auf allen Kreuzfahrtschiffen von der Größe her überschaubar. Umso mehr rückt die gegebene Funktionalität in den Vordergrund. Ablagen sind genügend vorhanden, in der Dusche kann man sich bewegen, und der entsprechende Vorhang sucht keinen Körperkontakt. So soll’s sein.
Insgesamt bietet das neueste Kreuzfahrtschiff der Princess-Flotte 1.830 Kabinen und Suiten. Unter den Letzteren befindet sich mit den beiden Sky Suites eine absolute Neuheit auf den Weltmeeren. 145 qm groß bieten sie bis zu fünf Personen exklusiven Wohnkomfort. Der Clou sind die 90 qm (!) umlaufende Terrassenfläche.
Reichhaltige Restaurantauswahl
Mittlerweile hat der Tag erste Falten bekommen und der Hunger meldet sich. Kreuzfahrt und Essen, das gehört einfach zusammen. Doch zunächst schauen wir uns nach einer Bar um, wo wir beim Aperitif das Restaurant fürs Dinner auswählen wollen. Die Entscheidung fällt zugunsten der Piazza Bar auf Deck 5 (Plaza Deck), wo wir am Fuße des phänomenalen Atriums dem Treiben in der Lobby zuschauen.
Die namentliche Nennung aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, auf der Sky Princess einen Drink zu nehmen oder lecker Essen zu gehen, würde den hier vorgegebenen Rahmen sprengen. Das während der Jungfernfahrt ausgelegte Fact Sheet (Link auf PDF!) weist nicht weniger als 21 entsprechende Locations aus. Hinzu kommen weitere vier Showrooms oder Lounges, in denen man ebenfalls auf Getränke nicht verzichten muss. Dass bei einem derartig breiten Angebot die Wahl nicht einfach ist, gehört zur „Qual“ eines jeden Passagiers auf der Sky Princess.
Neben den drei Hauptrestaurants (Estrella, Cielo, Soleil), in denen die gebotenen À-la-carte Menüs im Kreuzfahrtpreis eingeschlossen sind, stehen uns auch verschiedene zuschlagspflichtige Spezialitäten-Restaurants wie das Sabatini’s oder der Crown Grill zur Verfügung. Der zu entrichtende Mehrbetrag (zumeist um die 29 USD) ist aber gut angelegt.
Wer es legerer mag, stattet Alfredo’s Pizzeria einen Besuch ab oder sucht sich seine Favoriten auf dem World Fresh Marketplace vom Buffet aus. Tagsüber haben im Poolbereich auch noch der der Salty Dog Grill (Hamburger, Hot Dogs) oder die Slice Pizzeria geöffnet.
Sich quälen mit Blick aufs Meer
Gut, dass es bei all diesen kulinarischen Verlockungen auch die Möglichkeit gibt, sich ein wenig sportlich zu betätigen. Und so machen wir am Folgetag trotz Sonnenscheins einen Abstecher ins Fitnesscenter. Da stehen sie in Reih und Glied, die zahllosen Laufbänder und Crosstrainer, die nicht nur Schweiß fordern, sondern auch einen tollen Blick aufs Meer bieten. Wer sich unter Aufsicht „quälen“ möchte, findet bei den Personal Trainern die entsprechende Unterstützung. Verschiedene Kurse (u.a. Spinning, Yoga) sind ebenfalls buchbar.
Ob die einen allerdings so fit machen, um am abendlichen Showprogramm aktiv teilzunehmen, erscheint eher fraglich. Was dort auf der Bühne des Princess Theater (970 Plätze) schon während der Jungfernfahrt präsentiert wird, ist schließlich großes Kino. Nicht nur musikalisch, auch tänzerisch legen sich die Akteure mächtig ins Zeug. Zum Beispiel bei der Weltpremiere der neuen Rock Opera, die eigens für Princess Cruises komponiert und arrangiert wurde. Auftritte, zu denen ein kleinerer Rahmen besser passt, finden auf der Bühne des Princess Live! & Café (180 Sitzplätze) statt oder in der Take Five Jazz Lounge (100 Plätze).
Wer seine Reisekasse aufbessern möchte (wir wünschen viel Glück), findet im bordeigenen Casino die passende Gelegenheit. Hier wird zwar um Geld gespielt, Bares wandert allerdings nicht über die Tische oder verschwindet in blinkenden Automaten. Abgewickelt werden Einsatz und Gewinn über das Ocean Medallion. Mit der Casino App kann man sogar an Glücksspielen teilnehmen, wenn man entspannt am Pool liegt.
Lebendige Unterhaltung oder geruhsames Relaxen
Womit wir bei einem weiteren wichtigen Kreuzfahrtthema sind: dem Relaxen und Sonnenbaden. Die größten Flächen zum Chillen bietet das Lido Deck mit seinen zwei großen Pools und einer Reihe sprudelnder Hot Tubs. Hier befindet sich auch der riesige Bildschirm, der selbst am Tag trotz Sonneneinstrahlung gestochen scharfe Videos bzw. TV-Übertragungen liefert.
Wem es hier ein wenig zu lebhaft wird, der nimmt die paar Stufen zum Sun Deck und sich eine Liege am Retreat Pool, wo es deutlich ruhiger zugeht. Noch beschaulicher sowie mit mehr Luxus ausgestattet präsentiert sich The Sanctuary auf dem darüberliegenden Sky Deck. Ein Rückzugsort der Extraklasse, nur für Erwachsene und zuzahlungspflichtig. Wer die 20 USD (1/2 Tag) oder die 40 USD (ganzer Tag) investiert, genießt ein außergewöhnliches Kreuzfahrterlebnis.
Eine eigene Welt für Kids
Und wo bleiben die Kids? Sie traten bei dieser Shakedown Cruise naturgemäß in homöopathischen Dosen auf, was im krassen Gegensatz zu dem für diese Gästegruppe an Bord Gebotenem steht. Wir konnten dennoch einen Blick in die zu diesem Zeitpunkt verwaisten Räumlichkeiten werfen. Das Youth Center bietet in zwei voneinander getrennten Bereichen (The Treehouse und The Lodge) altersspezifisches Freizeitvergnügen für Drei- bis Siebenjährige sowie für Seebären von 8 bis 12 Jahren. Im Teen Center fühlen sich 13- bis 17-jährigen bei Playstation, Kicker und altersgerechter Musik wohl, es sei denn, sie streunen in Eigenregie über die Decks.
Besorgte Eltern haben in der Vergangenheit schon gefühlte Ewigkeiten mit der Suche nach ihren „Pubertieren“ verbracht. Damit ist nun dank der Einführung der Ocean Medallion-Technologie Schluss. Ein Blick aufs Smartphone genügt, um den aktuellen Standort vom säumigen Nachwuchs auszumachen. Und wer möchte, lässt sich auch gleich den Weg dorthin auf dem Display anzeigen.
Schnellstes Internet auf See
Gleiches gilt selbstredend für das Finden und Kontaktieren von Freunden und Bekannten an Bord. Mit Hilfe der Messenger-Funktion kann man sich aber auch gleich an einer Bar verabreden, Getränke und Speisen bestellen und direkt an den Deck Chair liefern lassen. Dass Reservierungen von Restaurants und Landausflügen ebenfalls möglich sind, sei hier nur am Rande erwähnt.
Das Alles läuft an Bord reibungslos via WLAN- und Bluetooth-Technik. Rund 4.000 Access Points sollen auf der Sky Princess verbaut sein und zusammen mit dem Satelliten-Internet für elektronisches Tempo sorgen. Der Durchsatz war enorm. In unserer Kabine haben wir satte 48 Mbit gemessen. Das Streamen von Filmen oder der Videochat mit den Lieben daheim war überhaupt kein Problem.
Mehr Infos zum Ocean Medallion gibt es hier
Am frühen Morgen des fünften Tages an Bord der Sky Princess endet für uns dann die Shakedown Cruise von Triest nach Athen. Test bestanden. Sollten während der Fahrt größere Probleme aufgekommen sein, wir haben sie nicht bemerkt. Ein gutes Omen für die Passagiere der „richtigen“ Jungfernfahrt, die wenige Stunden, nachdem wir das Schiff verlassen haben, in Richtung Barcelona aufbrechen.